Für eine altersgerechte Sprachentwicklung von Kindern können verschiedene Mindestanforderungen für das jeweilige Lebensalter angegeben werden – Befunde, die auch bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt erhoben werden.
Behandlungsbedürftig ist in der Regel die Sprachentwicklung erst dann, wenn sie einen Rückstand zu dem Altersmittel aufweist. Fachärztliche Begleitung und Beratung ist auch angezeigt, wenn Kindern stottern oder der Redefluss auf andere Art und Weise gestört ist.
Als erster Meilenstein einer altersgerechten Sprachentwicklung gilt zum Beispiel das Lallen von Silben im Alter von etwa sechs Monaten. Im Lauf des ersten Lebensjahres setzt auch das erste Verständnis von Wörtern ein, bevor die Kinder im zweiten Lebensjahr selbst zu sprechen beginnen. Mit zwei Jahren sollten sie dann mindestens 100 Wörter kennen und Zweiwortsätze äußern.
Da Kinder sich sehr unterschiedlich entwickeln, müssen erkannte Verzögerungen sorgfältig auf das Vorliegen von organischen Ursachen hin abgeklärt werden. Kann dies ausgeschlossen werden, reichen oft einfache Anregungen durch die Eltern, um das Kind gezielt zu fördern.
In den meisten Fällen holen die so genannten ‚Late Talker‘ die Sprachentwicklungsverzögerung im Laufe des zweiten Lebensjahres auf.
Logopädische Testung
Manifeste Sprachentwicklungsstörung bei Kindern bedürfen einer logopädischen Behandlung – teilweise über einen längeren Zeitraum. Die logopädische Therapie wird dabei nach einer eingehenden Untersuchung durch einen Facharzt verordnet.
Ziel der Behandlung ist, die Kommunikations- und Artikulationsfähigkeit bei den Betroffenen wiederherzustellen. Wesentlich für den Behandlungserfolg bei Kindern ist, dass vorab eine gründliche Diagnose über die individuelle Ausprägung der Sprachentwicklungsverzögerung erfolgt. Dazu wird in unserer Praxis unter anderem eine Reihe von standardisierten Testverfahren eingesetzt und die Ergebnisse an den behandelnden Logopäden weitergeleitet.
Stottern
Beim Stottern sind Sprechabläufe und Redefluss gestört: Es kommt beim Sprechen zu Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern, Dehnungen von einzelnen Lauten sowie zu unfreiwilligen Pausen, wenn die Aussprache einzelner Buchstaben oder Silben blockiert ist. Manchmal kommt es bei Kindern ab dem dritten Lebensjahr zu einer Phase, in der die Laut- und Silbenwiederholungen gehäuft auftreten. Meist verschwinden diese aber mit der fortschreitenden Sprachentwicklung von selbst.
Stottern geht einher mit einem großen Leidensdruck, da sich die Verständigung durch die oftmals undeutlichen Äußerungen sehr mühsam gestaltet. Sich zu unterhalten, ist für die Betroffenen mit großem Stress und hoher Anspannung verbunden. Gerade bei Kindern besteht die Gefahr, dass sie in ihrer Klassengemeinschaft oder in ihrem sozialen Umfeld wegen ihres Stotterns ausgegrenzt werden. Daher müssen in diesem Kontext immer auch die emotionalen und psychischen Folgen berücksichtigt werden, die zusätzlich zu der eigentlichen Redeflussstörung entstehen und die sich ebenso manifest äußern können wie die primäre Symptomatik.
In unserer Praxis werden die entsprechenden Untersuchungen mit der gebotenen Umsicht und in einer ruhigen Atmosphäre durchgeführt, um gerade Kinder nicht zusätzlich zu verunsichern und um eine aussagekräftige Diagnose zu stellen.
Eine Behandlung des Stotterns besteht in der Regel in einer logopädischen Therapie mit Sprech-, Atem- und Artikulationsübungen. Dabei können verschiedene methodische Ansätze gewählt werden, die gezielt auf die individuelle Ausprägung des Stotterns abgestimmt werden.
Eine andere Form der Redeflussstörung ist das Poltern. Dieses äußert sich in einem sehr schnellen Sprechen der Betroffenen, die dadurch oft sehr schlecht zu verstehen sind. Auch in diesem Fall empfiehlt sich eine logopädische Therapie mit entsprechendem Sprechtraining, die Diagnose und Überweisung erfolgt in unserer Praxis.